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2010-11-12

Jagd auf digitale Falschparker!

Meine Antwort auf den Artikel in Süddeutsche digital „Verdi: Gewerkschaft an der Sperr-Spitze“

Das Positionspapier von Verdi besitzt in der Tat „politische Sprengkraft“. Die Motivation ist löblich, aber das ist auch schon alles. Entscheidend sind Konzepte, und die Ansätze der Gewerkschaft tragen der Entwicklung unserer digitalen Gesellschaft keine Rechnung.
Verdi versucht, herkömmliche Geschäftsmodelle zu bewahren. Auch Druck und Strafe werden dies aber nicht können. Gefordert ist vielmehr der Mut, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Seit Gutenbergs Zeiten wird der Träger von Content verkauft. Das war bei Büchern, Zeitungen, Schallplatten, CDs und DVDs über viele Jahre ein sehr erfolgreiches Modell. Die Konzerne der Musikindustrie nannten sich nicht zufällig „Tonträgerunternehmen“. Im digitalen Zeitalter braucht der Inhalt nun keinen Träger mehr. Diese Geschäftsmodelle haben deshalb keine Zukunft.
Die Software- und Computerspielebranche muss sich der Herausforderung seit Mitte der 80er Jahre stellen. Die kreativsten Unternehmen haben im Wettbewerb um neue Geschäftsmodelle überlebt. Wir verdanken diesem Wettbewerb Entwicklungen wie zum Beispiel Shareware, Freeware und Payperuse. Die Erfindung neuer, intelligenter Geschäftsmodelle ist aber Aufgabe der Wirtschaft. Die Politik soll Innovation fördern und durch das Urheberrecht schützen, nicht hingegen überkommene Geschäftsmodelle staatlich subventionieren. Dies ist für andere Industriezweige ausdiskutiert.
Ihr lesenswerter Artikel kritisiert das Verdi-Papier deshalb zurecht. Die Gewerkschaft hat untaugliche Lösungsversuche von vorgestern aufgewärmt. Die gesellschaftliche und politische Debatte ist bereits erheblich weiter. Selbst die Vorschläge der Musikindustrie sind fortschrittlicher.
Verdi fordert spürbare Konsequenzen für „digitale Falschparker“ und schießt damit klar über das Ziel hinaus. Peter Schaar hat recht, der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit darf nicht aus dem Blickfeld geraten.

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